Samstag, 19. Februar 2011

Indien - Jaipur - Pink City

Jaipur wurde erst zu Beginn des 17.Jh. von Maharaja Jai Singh II als Festungsstadt mit breiten, entsprechend der alten Hindu-Abhandlung 'Shilpa Shastra' schachbrettartig verlaufenden Straßen angelegt. Wegen der bräunlich-gelben Farbe der Häuser, die im Abendsonnenschein warm rosa erscheinen, wird Jaipur auch Pink City genannt. Die Altstadt ist von einer dicken Mauer umgeben, die noch vollständig erhalten ist.


Hawa Mahal, der Palast der Winde besitzt 953 Fenster


Hawa Mahal (Palast der Winde) ist das bekannteste Bauwerk von Jaipur. Das fünfstöckige Haus hat eine wabenartige Fassade aus rotem und rosa Sandstein. Eigentlich ist es eher eine Theaterkulisse als ein Gebäude. Der Maharaja Pratap Singh ließ Hawa Mahal im Jahr 1799 für seine Frauen bauen, damit diese sich die Langeweile vertreiben konnten. Denn von hier aus hatten sie einen Ausblick auf die pompösen Festumzüge und das Alltagsleben auf der Straße. Sie saßen hinter den geschnitzten Gittern der Fenster und konnten so auf die ihnen verbotene Welt schauen ohne selbst sichtbar zu sein. Weil durch die Höhe des Gebäudes und die Lage der Treppen und Gänge eine ständige und kühlende Luftzirkulation möglich war nannte man es Hawa Mahal und wie ein Fächer verbarg es die Frauen vor der Außenwelt. Ein echtes Luftschloss, mit seinen winddurchzogenen Balkonen, welches wohl wie kein anderes Gebäude den verschwenderischen Lebensstil der Rajputenfürsten dokumentiert.


zwischen Amber und Jaipur liegt romantisch an einem künstlichen See der Water Palace
Der Jal Mahal oder der Wasserpalast wurde für den Maharadscha von Jaipur erbaut als Zufluchtsort vor der Sommerhitze. Denn bereits ab Mitte März wird es unerträglich heiß in der Wüstenstadt Jaipur. Vom fünf stöckigen Wasserpalast ist beim Hochwasserstand grad mal 1 Stockwerk oberhalb der Wasserlinie. Zur Zeit kann der Wasserpalast nicht besichtigt werden, da die Renovierungsarbeiten noch nicht abgeschlossen sind.

zwei Marmorelefanten bewachen den Palasteingang
Im Zentrum des Palastmuseums steht das frühere königliche Gästehaus, das heute eine Textilausstellung beherbergt. Im Textilmuseum sind die Gewändern der Maharajas von Jaipur ausgestellt. Ein Sohn Jai Singhs war sehr dick und zwei Meter groß, er hatte einen Gürtelumfang von 1,80 Meter. Seine Robe aus feinstem Brokat sieht aus wie ein Zelt. Er hatte natürlich auch eigene Roben für Polo und sogar einen eigenen Billardanzug.

Textilmuseum



Beim Jantar Mantar, was übersetzt wörtlich "Großes Instrument" bedeutet, handelt es sich um ein Freiluftobservatorium mit "Instrumenten zur Messung der Harmonie der Himmel". Die Geräte aus Sandstein und Marmor wurden zwischen 1728 und 1734 erbaut. Kein Geringerer als der Poet, Astronom und Astrologe Jai Singh II, Herrscher über die von ihm gegründete Stadt Jaipur, gab den Auftrag zum Bau der Anlage innerhalb seines Palastes. Ihm genügten die kleinen Instrumente aus Messing nicht mehr zum Erstellen der für Hindus so wichtigen astrologischen Gutachten. 


Jantar Mantar, es gibt 18 Instrumente in XXL


überdimensionale Sonnenuhr
Der Schattenwurf beweist, dass wir kurz nach Mittag dort waren.
Die Sonnenuhr ist die größte bekannte Sonnenuhr auf der ganzen Welt und sie hat eine unglaubliche Anzeigegenauigkeit von 20 Sekunden!! Alle Instrumente sind übrigens nicht auf die ofizielle Zeit genormt, sondern auf die lokale Teit in Jaipur.
Sternenuhr mit unserem Tierkreiszeichen Widder


Faszinierend, das große Jai Prakash Yantra, zwei nebeneinanderliegende, in den Boden eingelassene Halbkugelschalen aus Marmor. Jede Halbkugel ist in Segmente geteilt, die sich jeweils mit denen der anderen Halbkugel ergänzen. Die Ausschnitte ermöglichen es, das Innere bequem zu betreten durch den Schattenwurf eines Drahtkreuzes in der Mitte der Kugel können Messungen von Planetenbahnen und Sternbildern direkt auf der Marmoroberfläche gemacht werden. Beide Schalen zusammen bilden als vollständige Halbkugel das Himmelsgewölbe ab, es sieht aus als hätte ein Riese sie zerbrochen. 

Jai Prakash Yantra

Lunch in einem palastähnlichen Restaurant
Der Birla Tempel in Jaipur ist Vishnu und Lakshmi gewidmet und wird deshalb auch als Lakshmi Narayan Temple bezeichnet. Er wurde 1988 von der B.M. Birla Foundation aus weißem Marmor errichtet. Gezeigt werden in Glasfenstern Szenen der hinduistischen Religion, im Tempel gibt es auch Abbildungen und Statuen anderen Religionsstifter und Philosophen wie Zarathustra, Jesus, Buddha und Sokrates. 
Birla Mandir, die drei großen Kuppeln verkörpern
die drei verschiedenen Ansätze für die Religion
Aufgang zum Birla Mandir


prachtvoll vergoldete Seitentüre
wunderschöne Blüte des Tempelbaumes

Gottheit im Tempelgarten
Spaziergang durch die Altstadt
In verschiedenen Reisehandbücher gehört zu einer Stadtbesichtigung auch ein Spaziergang über den Markt und Basar unbedingt dazu. Da wir noch reichlich Zeit hatten, starteten wir voller Enthusiasmus unsere Tour durch die Altstadt. Ein steter Strom von Fußgängern, Motorradfahrern, Rikshas, Fahrradfahrern, Autos und kleinen Bussen verstopft auch hier die breiten Hautpstraßen. Noch mehr Gedränge gibt es dann im Labyrint der schmalen Gassen im Basar. Es ist unausweichlich, unweigerlich kommt man sich oft viel Näher als es erträglich ist.



Gemüsemarkt
Gewürzhändler
Schlangenbeschwörer


heruntergekommene Häuserfront
Die Altstadt mag wohl  für den Einen malerische Ursprünglichkeit ausstrahlen, auf uns hat sie heruntergekommen und schrecklich dreckig gewirkt. Besonders auf den Gehsteigen und auf dem Markt hat es bestialisch gestunken. Für diesen Reisetipp sollte man wohl schon einen erprobten, hartgesottenen Indien Reisender sein, der bereits gelernt hat den Dreck auszublenden und die Nase gegen Gerüche abzudichten.

warten auf den Rückflug
Schlusswort
Wir haben viel erlebt, sehr schöne faszinierende Monumente gesehen und in tollen Hotels gewohnt. Die Landschaft und die Infrastruktur hat uns in Indien aber sehr enttäuscht. Internationale Firmen produzieren in Indien weil es kaum Umweltschutzauflagen gibt. Der vermarktete Naturschutz hinterlässt in uns einen bitteren Nachgeschmack. Die hygienischen Verhältnisse sind einfach nur skandalös. Wir haben viel Elend gesehen und noch mehr Resignation und Gleichgültigkeit. Es ist ganz offensichtlich, dass das einzelne Leben nichts zählt. Indien hat ein riesiges Problem mit der Überbevölkerung und produziert aber fleißig weiter.  

1 Kommentar:

  1. Wiedermal sehr interessant eure Berichterstattung... ;o) Wir beneiden zwar nicht die Inder, aber euch um diese Erfahrung ... Sonnige Grüsse aus dem Ländle, Y&L

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